Reise zu den Monti Sacri im Piemont. Teil 2: Der Monte Sacro in Domodossola

Gleich am Fusse des Monte Sacro lag meine zauberhafte Unterkunft, eine Villa zwischen hohen Bäumen und Kamelienbüschen. Nach einigen Kurven fand sich ein friedlicher Parkplatz als Ausgangspunkt für weitere Erkundungen. Zauberhafte kleine Kapellen waren, dem Passionsweg Christi und seinen Stationen folgend, im Grünen zwischen alten Bäumen angeordnet. Die Szenen im Innern waren allerdings kaum zu erkennen; gleichwohl war es eine Wonne, in dieser anmutigen Anlage herum zu spazieren.

Beim Besuch Domodossolas, dem alten Handelsplatz am Fusse des Simplon, entdeckte ich am nächsten Tag – neben einer gut erhaltenen Altstadt mit einem von Arkadengängen gesäumten Markt und alpinen Holzarchitekturen – an der Hauptkirche, der Collegiata Santi Protasio e Gervasio, eine musizierende Engelschar und – Schneewittchen! Der Markt hatte neben reichem Blumenflor auch manche Leckerbissen parat, vor allem die lokal produzierten Salamis aller Couleur waren extrem verführerisch, und ich versorgte mich damit als Proviant für die Weiterreise und mit herrlichem Roggenbrot, das eine Spezialität des Ortes ist.

Nochmals begab ich mich zum Sacro Monte, diesmal begann ich unten und stieg so von Station zu Station nach oben bis zu dem Platz, den ich tags zuvor schon gesehen hatte. Und hier waren manche Szenen sogar erkennbar, wie die Kreuztragung Christi oder sein Fall unter dem Kreuz.

Sie wurden geschaffen, um den Menschen die Passion Christi lebensecht vor Augen zu führen – ein von der Gegenreformation unterstützter Impuls. Die Figuren sind annähernd in Lebensgrösse wiedergegeben und der Zeit entsprechend mit viel Dramatik aufgefasst, oft setzen sich die Darstellungen noch illusorisch gemalt auf den Wänden fort. Nachdem die ersten Kapellen überschattet werden von der Tragik des Geschehens wird zum Höhepunkt hin alles lichter, das lässt sich auch an der Anordnung der Kapellen erleben.

Der grösste Teil der fünfzehn frühbarocken Kapellen entstand zwischen 1659 und 1690, nachdem die Kapuziner dort einen Konvent errichtet hatten, verbunden mit einer grossen Wallfahrtskirche zuoberst auf dem Hügel. Heute ist der Konvent zerfallen. Mit der Deklaration als „Riserva Naturale Speciale“ wurde  1991 die Bedeutung des Heiligen Bergs von Domodossola hervorgehoben. Er bildet eine wunderbare Verbindung von Naturpark und Landschaftsheiligtum und wird liebevoll gepflegt.